Berlin Biennale: Mit Zynismus gegen Engagement
Das Ausmaß an Polemik und zynischen Seitenhieben gegen die laufende Berlin Biennale ist einzigartig. Nach harschen Kritiken zur Eröffnung wurde in den Feuilleton Spalten ausführlich nachgeladen: dünne Kunst und wirkungsloses Engagement lautet der Tenor. Das ganze Bashing einfach so beiseite zu lassen, scheint kaum möglich. Doch was, beispielsweise, spricht wirklich gegen jene Intervention im öffentlichen Raum, die neuerdings die Friedrichstraße an deren Südende zeichenhaft durchteilt? Dort errichtete die aus Sarajevo stammende und in London lebende Künstlerin Nadja Prlja kürzlich eine »Friedensmauer«. Die Sperre ruft Assoziationen an die Berliner Mauer wach, verweist aber auf eine neue, ökonomisch bedingte soziale Demarkationslinie. Investitionen in Boutiquen, Luxuskaufhäuser und Restaurants stehen hier nämlich im Kontrast zur extrem hohen Arbeitslosenrate und 70% Bevölkerungsanteil mit Migrationshintergrund.
Roland Schöny
05.06.2012