OHO oder die unerwartete Ûberraschung wegen unerwartet entdeckter Realität

Am Donnerstag, dem 12. Dezember 2013 findet um 19.00 Uhr die fünfte Vertonung der Yu-Avantgarde im Tonkino Saalbau statt. Anhand ausgesuchter Super 8 Experimentalfilmwerke der visionären slowenischen Künstlergruppe OHO (1966-1971), untersuchen wir noch einmal die heterogen-polymorphe Materie NOVI FILM - Jugoslawische Avantgarde 1961-1973. Projiziert wird digital.

Die mannigfaltige avantgardistische Praxis der slowenischen Künstlergruppe OHO wurde spontan, autonom und aktiv mit den Trends der internationalen Kunstszene der 60-er Jahre entwickelt und war somit an der Sprachbildung der zeitgenössischen Kunst weltweit mitbeteiligt. Die bis 1971 agierende Gruppe junger, kongenialer Dichter, bildender Künstler und Filmemacher, die mit Leben, Zivilisation und kultureller Kreativität, allem voran aber mit der sozialistischen Gesellschaft, in der sie lebten und arbeiteten, unzufrieden waren, entfaltete sich zur wichtigsten künstlerischen Avantgardebewegung jener Zeit. In einer bewusst wahrgenommenen Welt der Massenproduktion und des Massenkonsums strebte das Künstlerkollektiv* eine Vernetzung von Kunst und neuen Lebensformen auf kooperativer Basis an. Praktiken wie abstrakte Konzeptkunst, Performance, Happening, konkrete und visuelle Poesie, Mail Art, Arte Povera und Experimentalfilm wurden ausgeübt, mit deren interdisziplinären und multimedialen Agitationen die OHO-Mitglieder auf die Bedeutung eines holistischen Realitätsansatzes sowie eines radikalen Wandels hinwiesen. Die ex-jugoslawischen Obrigkeitsorgane haben, wie so oft, zahlreiche Publikationen verhindert oder neu angegangene Zeitschriften abgedreht. Die Gruppe OHO praktizierte einen entmaterialisierten Kunstbegriff – daher u.a. 1970 die Teilnahme an der Ausstellung „Information“ im Museum of Modern Art, N.Y. – als der Höhepunkt ihres Kunstschaffens. Danach erkannten die OHO Mitglieder, dass sie sich unwillentlich ins kulturelle Establishment zu verwandeln drohen und entschieden sich bewusst, ihre Gruppe aufzulösen.

*Ursprünglichen Kern der OHO Gruppe bildeten: Marko Pogacnik, Iztok Geister, Plamen und Marjan Ciglic. Bald beigetreten waren auch andere aktive Mitglieder wie Milenko Matanovic, Andraž Šalamun , Tomaž Šalamun, David Nez, Matjaž Hanžek, Naško Križnar, Vojin Kovac Chubby, Aleš Kermavner, Franci Zagoricnik, Marika Pogacnik, Zvona Ciglic, Nuša und Sreco Dragan sowie zahlreiche Mitarbeiter Ivo Volaric-Feo , Slavoj Žižek, Braco Rotar, Bojan Brecelj Drago Dellabernardina, Dimitrij Rupel, Rudi Šeligo und andere.

oho_1.jpgProgramm 12.12.2013 – 19 Uhr:

Eye (3’35“)
Film and Author love each other (3’31“)
Triglav I (4’10“)
Triglav II (2’25“)
Summer projects (28′)
White People (10’39“)

Gesamtzeit: ca. 54′

Kurze Begriffserklärung für Wissenshungrige

OHO leitet sich vom Wort Auge („oko“) und Ohr („uho“), den Organen reistischer Konzentration, ab. Gleichzeitig widerspiegelt OHO eine unerwartete Ûberraschung aufgrund einer unerwarteten Entdeckung der Wirklichkeit. Iztok Geister und Marko Pogacnik begründeten 1967 den „Reismus“ (vom lateinischen Wort „res“ für Ding abgeleitet), wo der Begriff des „Artikels“ den Begriff des Kunstwerks ersetzt. Die Identität der „Dinge“ wie der „Subjekte“ wurde aufgehoben, folglich ebenso die Realität der Wirklichkeit.

Vertonung durch:
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Markus Steinkellner: Guitar, Electronics
Robert Pockfuß: Guitar
Leon Leder: Computer

Projiziert von: Paul Krimmer
Kuratiert von: Petra Popovic



ma07_klein.gifDiese Veranstaltung wird von der Kulturabteilung der Stadt Wien, Referat Stadttteilkultur und Interkulturalität, unterstützt.



Eine Auswahl bisheriger Veranstaltungen im Tonkino Saalbau

29.01.2012
Some like it black oder bis zur systematischen Verzerrung des weiblichen Archetyps und zurück. 
06.03.2012
Some like it black oder über die Leidenschaft der lebendig Begrabenen.
18.04.2012
Time out – der Antifilm ist da!
30.01.2013:
Vlado Kristl »Zerstörung der Systeme« , eine Novi Film Vertonung.

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Ort: Tonkino Saalbau, Flachgasse 25. im 15ten Wiener Bezirk (U3 Johnstraße)

Home / Kultur / Film

Text
Petra Popovic

Veröffentlichung
25.11.2013

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