FM4-Fest, Arena Wien: Ein lauschiger Sommerabend im Januar.
Wenn Sex nicht Volkssport, sondern die hohe Kunst des Entertainment ist, dann haben diverse Schmonzetten und britpopgeschĂĽttelte Veteranen mit krudem Haarschnitt recht: Jarvis Cocker ist ein Sexsymbol. Was ich bei Robbie Williams nie verstanden habe bringt Jarvis Cocker fĂĽr mich auf den Punkt: die Kunst sein Publikum zu unterhalten und dabei so was von saucool zu sein. 40, dĂĽrr, mit viel zu großer Brille, shaking, swinging, singing und dazu dieser Humor. Feine Ironie in jeder Ansage, feine Unterhaltung quer durch das neue Album. Stil. Selbst ein »I Was Made For Loving You Baby« (Kiss) wird durch Cockersche Grandezza geadelt: das, meine Damen und Herren, und alles was sich jeder Definition entziehen möchte: das ist Stil.
Das zweite beste Konzert des Abends war fĂĽr mich zu meiner Überraschung jenes von den allseits Bekannten vom Jeans Team: Ich hab »Das Zelt« und »Keine Melodien« zwar bereits zuvor schon mal goutiert, erhoffte aber nicht, eine Sternstunde DAF-scher Qualität zu erleben: Naja, die Jungs waren vielleicht etwas weniger raubeinig, mit solchen Vergleichen muss man vorsichtig sein. Aber sapperlot: Hier wurde gerockt, gehĂĽpft und der Computer malträtiert, das Publikum tanzte, die Stimmung war toll, ich fĂĽhlte mich wie in einer Seifenblase, wohlig auf Zitat-Elektropop durch die letzten Dekaden schwebend.
Ein Abend also der die Vergangenheit im goldensten Licht und die Zukunft in rosigen Farben zeichnete. Ein Lob auch und vor allem an die DJs im Beisl, die die Zeit davor, dazwischen und danach von lästiger Prä-Post-Langeweile befreiten und zur Hauptsache machten. Frei nach dem kategorischen Imperativ: »Tanz!« Dann biste.

FM4 wird 12 Fest
