Beat Furrer – Gründer des Klangforum Wien, visionärer Komponist und Leuchtturm eines zeitlosen Begriffes des Avancierten. Mit Werken, die zwischen 1990 und 2019 entstanden sind, ist das vierte Zykluskonzert der Saison eine erste Hommage des Ensembles an seinen Gründer in diesem Jubiläumsjahr.
Klangforum Intendant Peter Paul Kainrath: „Es ist der seltenen Personalunion von Komponist, Dirigent, Pädagoge und kulturpolitisch wachem Zeitgenossen zu verdanken, die Beat Furrer zu einer der markantesten Persönlichkeiten des internationalen Musiklebens werden ließ.”
Unter der musikalischen Leitung von Beat Furrer selbst erzählt die Werkwahl im Zeitraffer sein schöpferisches Denken und Tun.
Im Duo und jüngsten Stück des Konzertabends in mia vita da vuolp („In meinem Leben als Fuchs“, 2019) für Sopran (Elīna Viļuma-Helling) und Saxophon (Gerald Preinfalk) verarbeitet Furrer auf Deutsch und Vallader (rätoromanischer Dialekt im Unterengadin) verfasste Gedichte der Schweizer Lyrikerin Leta Semadeni. Stimme und Instrument treten in mikrotonalen Versetzungen in Dialog und lösen sich zunehmend ineinander auf.
Studie II – à un moment de terre perdue (1990) markiert jenen Moment im Schaffen des Komponisten, über den er selbst sagt: „Es ist eines der ersten Stücke, wo ich das Gefühl hatte, ja, das ist meine Sprache.” Und damit verweist er auf sein Interesse an verschiedenen Zeitlichkeiten von Klängen, ihren Veränderungen und rhythmischen Verschiebungen.
Nuun (1995/96) für zwei Klaviere (Johannes Piirto, Florian Müller) und Ensemble verdichtet diese Herangehensweise. Wie von einem Palimpsest werden Schichten abgetragen, um andere freizulegen, sodass aus einem Gesamtklang nach und nach bestimmte Klangstrukturen hörbar werden.
Furrers Oper la bianca notte (2015) hat ihren Ursprung im gleichnamigen Stück für Sopran, Bariton und Ensemble (2013). Dabei hat er “das erste Mal die klangliche Transformation als harmonisches Prinzip gesehen”. In spektralen Verschiebungen von Klängen in ständiger Bewegung sind Fragmente der Canti Orfici des italienischen Dichters Dino Campana und Briefstellen seiner geliebten Sibilla Aleramo vertont.