KURZINFO
Lady Di starb am 31. August 1997 in Paris. In diesem rasanten Bühnenessay wird die Princess of Wales zum Aufhänger für einen Abgesang auf eine untergehende Epoche brutaler Sorglosigkeit.
Basierend auf Interviews, die die Autorin und Regisseurin Katharina Kummer mit Personen aus unterschiedlichsten Kontexten führte, deren Erzählungen Parallelen zu Aspekten der Lady Di Story aufweisen, entsteht ein polyphoner Prinzessinnen-Chor. Spricht hier die Lady selbst oder ziehen unzählige Stimmen derer durch sie durch, denen die Märchenprinzessin als Projektionsfläche dient? Der Text wendet Paparazzi-Methoden an, hebt von realen Berichten der Gesprächspartnerinnen ab, um diese dann skrupellos zu verdichten oder mit Sagen und Mythen zu umranken.
In dem Kaleidoskop von Stimmen erscheint leibhaftig anwesend im Zuschauer*innenraum: die ehemalige Imamin Zeliha Çiçek, deren Biografie erstaunliche Synchronitäten mit der von Diana aufweist. Anders als die Lady ist sie aber nicht mit Mitte Dreißig in einen Tunnel gerast, sondern in ihre persönliche Freiheit.
Die Bühnenwelt bewohnen drei Gestalten, die alle behaupten, die echte Lady Di zu sein… außerdem ein Dude oder auch Dodi an der Technik und eine erschreckend realistische Puppe. Die „echte“ echte Lady Di? Ein okkulter Talk-Gast aus der Nachwelt? Eine Art Marienerscheinung –erinnert doch der säkularisierte Heiligenkult um Diana an die Verehrung der „Muttergottes“. Jedenfalls hat sie als aus totem Material hergestellte Kunstfigur im Bedeutungsfeld von Authentizität, Selbst, Echtheit, Avatar und Prägung die besten Karten! Inklusive des Publikums werden irgendwann in diesem Abgesang alle zu Lady Di – und diese kollektive Lady Di entpuppt sich dann schließlich als Metapher einer an Perspektivlosigkeit und eigener Schuld krankenden Wohlstandsgesellschaft – herumirrend zwischen zombiehaft-sinnentleertem Erfolgsstreben, hilflosem Charity-Gebaren, verzweifeltem Aktionismus und Neo-Spiritualität. Als Spiegel einer Wohlstandsgesellschaft, die offensichtlich keinen anderen Ausweg aus ihrem von nach innen und außen gerichteter Gewalt geprägten goldenen Käfig findet, als sich selbst vernichtend an die Wand zu fahren.
Zu diesem zivilisatorischen Totalschaden liefern wir das spektakuläre Todesritual. |