Positive Futures Festival 2024
17. Oktober, 19:00 - 26. Oktober, 17:00
Positive Futures ist ein Festival für Outernational Music, das in sieben verschiedenen Innsbrucker Locations stattfindet. Bei uns geht es nicht um Genres oder Superstars. Wir bieten unterrepräsen-
tierten Künstler*innen aus diversen Musikrichtungen, Ländern und Kulturen eine Bühne.
Wir verstehen Outernational Music als einen progressiven, erfrischenden Ausdruck einer sich stetig verändernden Welt und wir setzen uns über wahrgenommene, metaphorische und ganz reale
Grenzen hinweg.
In einer Zeit, in der Nationalismus, Leitkulturdebatten und Schubladendenken an der Tagesordnung stehen, sind wir davon überzeugt, dass eine Positive Zukunft nur durch radikale Empathie möglich ist.
ZIELE
Das Positive Futures Festival soll ein überregionaler Leuchtturm für abenteuerliche und inspirierende Kunst werden. Dabei ist es uns auch sehr wichtig mit kreativen Innsbrucker Kollektiven zu kooperieren und jungen Talenten eine Plattform im Rahmen des Festivals zu bieten.
Für 2024 haben wir wir das EAT network, die Kulturvereine Inseminoid, Talstation, Openspace sowie das ZeMiT – Zentrum für Migrantinnen und Migranten in Tirol eingeladen mit uns gemeinsam einige Abende und Inhalte zu gestalten.
NACHHALTIGKEIT & ERREICHBARKEIT
Das Festival wird nach den Kriterien von Green Events Tirol basic umgesetzt.
Ermäßigte Tickets gibt es für Alle unter 25 Jahren, Besitzer*innen des Kulturpasses „Hunger auf Kunst und Kultur“ kommen gratis zu den Veranstaltungen und am Do. 26.09. finden zwei Gratiskonzerte in St. Bartlmä, Halle 6 statt. Das Festival ist auf eine so niedrigschwellige Erreichbarkeit wie möglich ausgerichtet.
POSITIVE FUTURE FESTIVAL 2024
Nicht leicht ist es, 2024 einen Text über positive Zu- künfte zu schreiben. Angesichts der bekannten Nach- richten von der Wiederkehr der Faschismen, den Kriegen und den Extremwettern überkommt mich oft die Sehnsucht danach, ein als adlingayuk bezeich- netes Verhalten nachzuahmen: Mit diesem aus dem Inuktitut (also den Sprachen vieler Bewohner*innen Grönlands und Kanadas) stammenden Begriff wird ein Verhalten von Narwalen bezeichnen, das sie bei Stress-Faktoren wie dem Annähern von Schwertwa- len, Schiffen oder beim Geräusch von zerbrechendem Eis zeigen: Sie verfallen in Regungslosigkeit und lassen sich lautlos im Wasser absinken. Was für eine verlockende Phantasie: sich dem Gesichtsfeld der anderen zu entziehen, einfach unbemerkt, sanft und behutsam allen Konflikten auszustellen, einfach nicht da zu sein.
Schade nur, dass Menschen nicht wie Narwale Sauerstoff im Muskelgewebe speichern und so pro- blemlos länger unter Wasser verbleiben können. So flüchte ich mich, wenn die ständigen News mal wieder zu überwältigend werden, nicht in die Tiefe des arkti- schen Eismeers, sondern in entlegene Wissensgebiete (wie z.B. Inuktitut).
Bei diesen adlingayuk-light-Streifzügen bin ich auf Lokiarcheen gestoßen. Diese uns denkbar fernen Lebewesen leben in der Tiefsee zwischen Europa und Grönland bei so genannten Schwarzen Rauchern, also unterseeischen Thermalquellen, die sie als Nahrungs- und Energiequelle benützen. Wir wissen fast nichts über diese Lebewesen (bis vor wenigen Jahren war ihre Existenz noch vollkommen unbekannt). Doch an- scheinend leben sie in völliger Dunkelheit unter enor- men Druck 2.300 Meter unter der Meeresoberfläche, verstoffwechseln dort die anorganischen Schwefelver- bindungen der Thermalquellen und bilden damit eine Grundlage von Nahrungskreisläufen und Ökosyste- men, die uns so fern sind wie nur irgendetwas.
Sie können ihre Zellform ändern und besitzen keinen Zellkern, sind also weder Tiere, noch Pflanzen oder Pilze, sondern gehören zur davon völlig unterschied- lichen Domäne der Archaeen. Und doch haben Gen- Analysen der Lokiarchaeen diese strikte Trennung gleich wieder in Frage gestellt, da sie auch in gar nicht geringer Zahl uns Lebewesen mit Zellkern verdächtig ähnelnde Gene in sich tragen. Die wissenschaftliche Diskussion dazu ist noch unabgeschlossen, aber es könnte durchaus sein, dass diese extrem fremd- artigen Lebewesen ein evolutionäres Missing Link zwischen den letzten gemeinsamen Vorfahren der Archeen und den Lebewesen mit Zellkern (und somit uns Menschen) darstellen. In dieser Sichtweise wären letztlich auch Menschen nur ein sehr außergewöhn- licher Spezialfall der Archeen. Was ein Wechsel der Perspektive nicht alles ausmacht!
Und vielleicht ist auch das adlingayuk der Nar- wale aus der richtigen Perspektive betrachtet gar kein Wegtauchen, sondern ein Zu-Anderen-Hintauchen? Denn wer weiß, was sie unter Wasser tun, wen sie treffen, welche Verbindungen sie da herstellen, auf- stöbern, eingehen? Es ist unwahrscheinlich, dass sie bis in die Tiefe der Lokiarcheen tauchen können, aber wissen tun wir es nicht, denn auch über das Leben der Wale, diese uns denkbar eng verwandten Tiere wissen wir: fast nichts.
Vielleicht bräuchten wir ein adlingayuk entspre- chendes Wort für genau dieses Wechseln der Perspek- tive vom Trennen und Trennenden, hin zum Offen- Sein und Sich-Öffnen für die zunächst ungeahnten Verbindungen im und mit dem Unbekannten, nur scheinbar Getrennten, in der Andersartigkeit. Wenn wir es irgendwo finden, dann beim Positive Futures Festival 2024.
PROGRAMM
DO. 17.10.24, DIE BÄCKEREI IN KOOPERATION MIT ZEMIT
Safe Spaces Speak (AUT) – Schlechtes Klima – Was hat Nachhaltigkeit eigentlich mit Migration zu tun? Es ist unbestreitbar: Der Mensch hat durch seine rücksichtlose Lebensweise einen Kreislauf extremer werdender Klimaverhältnisse ausgelöst. Dabei gibt es Regionen auf der Welt, die diese Veränderungen wesentlich stärker spüren als andere. Glücklicherweise gehört Österreich zu jenen Ländern, die weniger betroffen sind. Die Ver- mutung liegt nahe, dass diese vermeintliche Ruhe der Grund ist, weshalb zum Beispiel Klimakleber*innen oft nur als eine lästige Behinderung des Verkehrs angesehen werden. Genau mit diesen Verbindungen möchten wir uns in einem interaktiven Format, das auch das Publikum einbezieht, während des Positive Futures Festivals auseinandersetzen. Gesprächspartner:innen sind Joanna Egger – Trainerin, Sozialwissenschafterin, Erwach- senenbildnerin, Moderatorin und Organi-sationsentwicklerin. Prozessbegleitung für Nachhaltige Entwicklung und Sozialen Wandel und Katharina Geistlinger (angefragt) – Expertin für Energieaudit, Nachhaltigkeitsbe- richt-erstattung, Doktorstudium Physik, Klimaaktivistin. Die Moderation kommt von Michaela Nindl – Pro- jektmitarbeiterin ZeMiT, Soziologin, Pädagogin.
Im Anschluss finden zwei Konzerte statt. Dal:um stehen an der Spitze einer neuen koreanischen Musik. Das Duo Ha Suyean und Hwang Hyeyoung sind Virtuosinnen auf zwei verschiedenen traditionellen Zithern, dem Gayageum und dem Geomungo, und ihre Musik navigiert sich geschickt durch eine Fülle zeitgenössischer Einflüsse: Minimalismus, experimenteller Folk und abstrakter Jazz. Seit mehr als zwanzig Jahren erforscht Ka Baird die äußeren Dimensionen des Klangs durch Performances. Ka geht weit über ihre Wurzeln in der psychedelischen Folk-Bewegung der frühen 1970er Jahre hinaus. Sie ist bekannt für ihre rohen, grenzüber- schreitenden Soloauftritte, die eine Brücke zwischen experimentellem Sound, Performance-Kunst und Ritua- len schlagen.
FR. 18.10.24, PMK IN KOOPERATION MIT INSEMINOID
FUAD ist ein vielfältiger Soundtüftler, der die letzten 10 Jahre im Drum’n’Bass verbracht hat und sich seit 2019 von neuen musikalischen Impulsen treiben lässt. Matekoi sind das audio-visuelle Duo Maxim Barron (Toy, Death Disco) und die bildende Künstlerin Daisy Dickinson. Hypnotisch. Stroboskop-getränkt. Klanglich ver- räumlicht. Matekoi bewohnt den Raum dazwischen. Inou Ki Endos Vorliebe gilt infernalischen und zerebralen Klängen, obskuren Dilettanten und professionellen Borderlinern jenseits des musikalischen Mainstreams. 3Phaz ist ein in Kairo ansässiger Elektronik Musiker, der in seinen Produktionen eine kraftvolle und frische Interpretation des ägyptischen Mahraganat/Shaabi-Sounds verwirklicht. Durch Harddrum, Footwork und Techno drückt er neuen Schweiss aus den Poren traditioneller ägyptischer Musik. BC-A liebt Musik, trotzt den Genres und hat große Freude daran gefunden, ihre Tracks und ihre Wunschliste effektiver zu sortieren und so mehr Erkundung und Hingabe zu ermöglichen.
SA. 19.10.24, ST. BARTLMÄ, HALLE 6
Die Mailänder/Londoner Experimentalband Throw Down Bones erzeugt eine Soundmischung aus Feedback- geladener Industrial-Psychedelia, schwerer Elektronik, Krautrock und dunklem Ambient. Das aktuelle Album ist ein postindustrieller Triumph, der gleichzeitig hedonistisch, kathartisch und ergreifend ist. Fotocopia ist Industrial-Rave-Madness für Guerillia Aerobic Aktivist*innen. Industrial und EBM, mal hart, mal schmalzig, mal poppig aber immer voller Punk-Zitate lassen euch durch einen futuristischen Sound-Parcour taumeln. Das multidisziplinäre Künstlerkollektiv Fulu Miziki aus dem Herzen Afrikas konzipiert ein Orchester, das aus im Müll gefundenen Gegenständen, ständig wechselnden Instrumenten besteht und dabei immer auf der Suche nach neuen Klängen ist.
DI. 22.10.24, KATER NOSTER
Phiik & Lungs sind Rapper und Schwertkämpfer, die das Brooklyner Hip-Hop-Kollektiv Tase Grip repräsentie- ren. Akai Solo, der inmitten einer Renaissance des New Yorker Indie-Raps arbeitet, ist sowohl Teil dieser Welle als auch ein Mann für sich. Als Anführer des Ostküsten-Kollektivs Tase Grip hat der aus Brooklyn stammende Musiker mit vielen Größen der Szene wie z.b. Pink Siifu oder Armand Hammer zusammengearbeitet.
MI. 23.10.24, KULT BAR
Modecenter aus Wien haben mit ihrem neuen Album „Altes Glück“ ein dichtgewobenes, 8 Lieder umfassendes eindrucksvolles musikalisches Werk geschaffen. Kantig, „hart“ und einnehmend zugleich, in einem post-pun- kigen, un-rockistisch rockenden, ass-kickendem Sinn.
DO. 24.10.24, TREIBHAUS
Sinem verbinden türkischen Gesang mit New Wave Erinnerungen der 80er Jahre. Arabeske Rhythmen treffen auf minimalistische Synthesizerbässe, elektronische Klänge und rohe Gitarren. Romperayo klingt wie eine rasante musikalische Reise durch die kolumbianische tropische Folklore. Eine schelmische und moderne Inter- pretation der psychedelischen Klänge von Cumbia und anderen tropischen 70er Rhythmen. Colin Stetson hat sich seit Beginn des 21. Jahrhunderts einen wohlverdienten Ruf als außergewöhnlicher Musiker erarbeitet. Be- kannt ist er für durchsetzungsstarke, kraftvolle Darbietungen auf dem Saxophon. Live verwandelt sich Stetson mit jedem einzelnen seiner Instrumente in eine wahre Ein-Mann-Band. Er kreiert einen riesigen, komplexen Einzelklang und übernimmt dabei neben der eines SaxophonIsten, die Rollen einer treibenden Rhythmusgrup- pe und Vokalisation. Dieses Konzert ist das einzige in Österreich im Jahr 2024.
FR. 25.10.24, TREIBHAUS + ARCHE*AHOI IN KOOP MIT EAT NETWORK
Kessoncoda aus dem Westen Londons sind das Duo aus Schlagzeuger Tom Sunney und Keyboarder Filip Sowa. Fest zwischen akustischer Tradition und Electronica stehend, ist ihre Basis eine einzigartige Mischung aus melodischem Klavier und unerschütterlichem Schlagzeug. Widad Mjama, betrat 2001 als Marokkos erste weib- liche Rapperin die Bühne in der von Männern geprägten Underground-Szene. Ihre Faszination für die Chik- hates – Sängerinnen, Dichterinnen und Hüterinnen der Aïta, einer jahrhunderte alten Tradition kollektiver weiblicher Ausdrucksform – führte sie zu ihrem neuesten Projekt Aïta Mon Amour. O. – das Duo aus Bariton Saxophonist Joe Henwood und Schlagzeugerin Tash Keary kreieren auf ihrem Debutalbum „WeirdOs“ einen einzigartigen Mix aus kraftvoller Live-Energie und furchtlos verzerrtem Freeform Sound. Sie verbinden die Londoner Post Punk und Jazz Szene zu einem neuen geheimnisvollen Konstrukt.
Für die Late-Night-Shows übersiedelt das Festival in die Arche*Ahoi. Das EAT network kuratiert dort die DJ-Line dieses Abends. Jane liebt das Sammeln von Schallplatten genauso sehr wie das Auflegen auf den Plat- tentellern. Ihre Plattensammlung reicht von groovigem Techno über Trance bis hin zu härteren Klängen – die meisten davon aus den 90er bis frühen 00er Jahren. ANNAKONDA liebt es, verschiedene Aspekte des Techno, wie groovige, progressive Acid- und Industrial-Elemente zu integrieren, um ein dynamisches und fesselndes Musikerlebnis zu schaffen. Neben Techno experimentiert sie mit Trance- und Dance-Elementen. ISSA’s Sound reicht von schnellem, aber auch melodischem Techno bis hin zu House, Breakbeat, Trance und Goa. Sie mögen es nicht, ihrem Sound ein Etikett aufzudrücken und spielen gerne das, was zu ihrer Stimmung passt. DJ Shy- borg hat ein breites Spektrum an Club-Sounds erkundet und eine ungebrochene Liebe für alles, was mit Bass, Breaks und Percussion zu tun hat.
SA. 26.10.24, DIE BÄCKEREI + PMK IN KOOPERATION MIT EAT NETWORK
Mermaid Chunky ist eine Party, ein gemeinsamer Tanz, der durch noch mehr noch besser wird: Menschen, Ideen, Kickdrums, Blockflöten, Saxophone, Frösche. Es gibt eine Mischung aus traditionellen schottischen oder irischen Tanzelementen, Promenaden-Elektro, schmutzigen, trippigen Klageliedern oder einen kaleidos- kopischen Walzer in die Nacht.
In der Mitte der Veranstaltung in der Bäckerei probiert das Festival eine Fusion zwischen Musik und Poetry aus. Kathi Bacher ist als Theatre Kid auf Bühnen aller Art zuhause und für allerlei Format-Experimente zu haben – kein Wunder also, dass sie beim (sich dem Experiment speziell widmenden) Gestaltwandler-Slam zu den häufigsten Auftretenden gehört. Noch gar nicht sooo lange regelmäßig dabei, darf Lenny sich bereits amtierende Tiroler Vizemeisterin im Poetry Slam nennen – das nennen wir mal einen rasanten Eintritt in die Slamily! Nicole gehört zu den Slammer*innen, die nicht so oft beim Slam auftreten, wie wir uns das wünschen würden, da sich zwei Leidenschaften – das Schreiben und das Musik Machen – in ihr stets um den ersten Platz streiten.
WaqWaq Kingdom lassen mit ihrer unendlichen Bandbreite an stilistischen Abenteuern die Grenzen zwischen dem traditionellen Japan und zeitgenössischer Elektronik, zwischen jamaikanischem Dancehall und 8-Bit- Techno, zwischen afrikanischen Polyrhythmen und experimenteller Musik verschwimmen. Fauna, das 8-köp- fige Ensemble aus Schweden vermittelt ein organisches, psyche-delisches und tanzfreundliches Erlebnis. Die Musik ist ein meditatives Ritual, bei dem die Zuhörer*innen in exzessiven Rhythmen versinken.
Für die Late-Night-Shows übersiedelt das Festival in die PMK. Dort entwerfen der togolesische Rapper und politische Aktivist Yao Bobby mit dem Schweizer Noise Maker Simon Grab einen intensiven Klangkampf zwi- schen energiegeladenen Reimen, entfacht in einer düsteren Klangwelt aus rohen elektronischen Bass Eruptio- nen mit Dubby-Punk-Attitüde, erzeugt auf analoger Feedback-Elektronik. Das in Barcelona ansässige katala- nisch-italienische Duo Dame Area hinterlassen ihr Publikum in der Regel sprachlos. Sie spielten in den letzten Jahren fast 200 Live-Shows und haben dabei einen Konsens erzeugt: Sie sind einer der besten Live-Acts der Gegenwart. Sie stehen für eine eklektische, anspruchsvolle Form zeitgenössischer Industrial-Musik garniert mit hypnotischen Minimal-Synthesizer-Sounds und komplexen Polyrhythmen.
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