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Azymuth & Marcos Valle

3. September 2018, 20:30

Wer die Saudade – diesen unübersetzbaren Gemütszustand milder Sehnsucht – erreichen will, darf nicht hudeln. Das weiß das brasilianische Trio Azymuth und folgt in seiner Musik einzig dem Prinzip des Laissez-faire, nicht dem Streben nach Geld und/oder Ruhm. Und das seit 40 Jahren. Während sich die gleich lang tätigen Kollegen von Os Mutantes in psychedelischen Spielereien verloren, widmete sich Azymuth der futuristischen Elektrifizierung des südamerikanischen Jazz – und vergaß bei aller Lust an Abstraktionen nie, das reiche rhythmische Erbe Brasiliens zu integrieren. Dafür ist Schlagzeuger Ivan Conti verantwortlich, ein echter Carioca, also einer, der aus Rio de Janeiro stammt. Es liegt nicht zuletzt an ihm, dass bereits drei Generationen von tanzwütigen Europäern zu Azymuth-Hits wie „Dear Limmertz“ und „Jazz Carnival“ wackelten. Nun hat das Londoner Label Far Out Recordings das spacige Debütalbum aus dem Jahr 1975 neu aufgelegt. Es erinnert erstaunlich an Herbie Hancock’s Alben der späten Siebziger. Ein Schlüsselsong darauf ist „Melo Dos Dois Bicudos“: Er groovt federleicht und hat dennoch ein paar verstörende Attacken parat. Immer, wenn es zu idyllisch wird, fiepsen die Synthies auf alarmierende Weise. Die Strategie, süßes Sentiment und exotische Rhythmen mit verstörenden Weltraumklängen zu kombinieren, geht auch in „Estrada Dos Deuses“ perfekt auf, einem Stück, das auch auf „Monster“, Herbie Hancock’s Discoalbum von 1980, hätte sein können. Berührend, wie naiv der – 2012 gestorbene – Azymuth-Komponist José Bertrami seinem Spieltrieb auf dem damals neuesten Equipment nachgab! Heute wird ja vieles als Konzept gepriesen, was in Wirklichkeit nur versonnene Spielerei war. Solche Unbekümmertheit ist leider in der populären Musik rar geworden. Aus gutem Grund greifen viele DJs und Remixer von Thievery Corporation bis zu den heimischen Pilots On Dope zu den frühen Alben von Azymuth, wenn sie sich bei ihren kalkulierten digitalen Nachbauten nach dem Aufbruchsgeist der Siebziger sehnen, als Künstler noch nicht methodisch über ihre Karriere nachdenken wollten. (Samir H. Köck, 2015)
Der Name Azymuth stammt übrigens von Marcos Valle, der der Band diesen Namen in den 1970er Jahren gab, als man gemeinsam ein paar ziemlich beeindruckende Alben aufnahm. Nun sind Azymuth & Marcos Valle erstmals auch außerhalb von Brasilien gemeinsam zu hören. Samba Doido! CH

Marcos Valle: piano, guitar, vocals
Patricia Valle: vocals
Jesse Sadoc: trumpet
Kiko Continentino: keyboards
Alex Malheiros: bass
Ivan Conti: drums

Details

Datum:
3. September 2018
Zeit:
20:30

Veranstaltungsort

Porgy & Bess
Riemergasse 11
Wien, Wien 1010 Österreich
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Telefon
+43 1 512 88 11
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